Sony bringt mit den WF-C710N die nächste Generation seiner Mittelklasse-In-Ears auf den Markt und verspricht Verbesserungen bei Klang, Komfort und aktiver Geräuschunterdrückung. Die Nachfolger der populären WF-C700N zielen auf Nutzer:innen ab, die auch ohne High-End-Anspruch nicht auf Qualität verzichten wollen.
Mit einem Preis von unter 130 Euro stellen sie sich in direkte Konkurrenz zu Modellen wie den Nothing Ear (a), Soundcore Liberty 4 NC oder den Google Pixel Buds A-Series. Doch wie schlagen sich die neuen Sony-Earbuds im Alltag? Wir haben die WF-C710N ausgiebig getestet – im Homeoffice, auf Reisen, beim Sport und im öffentlichen Nahverkehr.
Design & Komfort: Schlicht, aber bequem
Beim Design bleibt Sony seiner Linie treu. Die In-Ears wirken funktional, aber keinesfalls billig. Neu ist das Farbkonzept, das mit Varianten wie „Glass Blue“ oder „Ocean Gray“ moderne Akzente setzt. Gerade die halbtransparente Optik wirkt stylischer als bei früheren Modellen. Die Verarbeitung ist ordentlich, auch wenn das verwendete Plastik keine Premium-Haptik vermittelt. Das geringe Gewicht der Ohrhörer (je 5,4 g) sorgt dafür, dass sie im Ohr kaum spürbar sind.

Drei verschiedene Silikonaufsätze liegen bei und sorgen für eine passgenaue Abdichtung. Das sorgt nicht nur für einen festen Sitz beim Joggen oder Radfahren, sondern verbessert auch die akustische Isolierung. Auch Brillenträger oder Menschen mit empfindlichen Ohren dürften hier auf ihre Kosten kommen. Lediglich die Ladebox wirkt etwas bieder: Sie ist größer als bei vielen Mitbewerbern und vermittelt mit ihrem Klappdeckel eher den Charme eines Medizindöschens als eines Lifestyle-Gadgets.
Bedienung & App: Touch statt Tasten
Die Touchsteuerung löst die physischen Tasten des Vorgängers ab. Die Flächen reagieren gut, gelegentlich jedoch mit minimaler Verzögerung oder ungewollten Auslösungen, besonders bei feuchten Fingern. In der Praxis klappt das Pausieren oder das Wechseln zwischen ANC und Transparenzmodus aber meist reibungslos.

Die „Sony | Headphones Connect“-App bietet umfassende Personalisierung. Neben der Konfiguration der Bedienelemente kann man einen Equalizer nutzen, um den Klang auf die eigenen Vorlieben abzustimmen. Auch die ANC-Stärke lässt sich feinjustieren. Leider fehlt die Funktion für „Adaptive Sound Control“, wie man sie aus teureren Modellen kennt. Wer seine Kopfhörer gerne gleichzeitig mit Laptop und Smartphone koppelt, wird zudem Multipoint vermissen. Immerhin merkt sich das System mehrere Geräte und verbindet sich schnell mit dem zuletzt verwendeten.
Klangqualität: Bassstark und ausgewogen
Beim Klang zeigen die WF-C710N ihre Stärken. Die 5-mm-Treiber liefern einen runden, druckvollen Sound, der sich angenehm warm präsentiert. Besonders überzeugend ist der Bass: Ob elektronische Beats, Hip-Hop oder Popmusik – die Tieftöne drücken ordentlich, ohne den Rest des Frequenzspektrums zu erdrücken.
Die Mitten sind ausgewogen und lassen Stimmen wie auch akustische Instrumente klar und differenziert erscheinen. Sänger:innen werden deutlich vom musikalischen Hintergrund getrennt, was besonders bei Podcasts oder Vokal-lastiger Musik auffällt. Die Höhen sind angenehm, ohne zu schrill zu wirken, allerdings fehlt in den obersten Frequenzbereichen etwas Glanz, was audiophile Nutzer:innen eventuell vermissen werden.
Der Equalizer in der App bietet sechs Presets sowie einen benutzerdefinierten Modus. So lassen sich z. B. klassische Werke präziser oder Rockmusik druckvoller gestalten. High-Res-Codecs wie LDAC oder aptX fehlen, was für viele Android-Nutzer:innen schade ist. Dafür ist AAC an Bord, was besonders iPhone-Nutzer:innen zugutekommt.
ANC & Transparenzmodus: Effektiv für den Alltag
Die ANC-Leistung überrascht positiv. Tiefe Frequenzen wie Bahn- oder Flugzeuggeräusche werden deutlich abgeschwächt. Selbst in geschäftigen Cafés oder im Straßenverkehr bleibt der Höreindruck angenehm reduziert. Im Vergleich zu Premium-Modellen wie den WF-1000XM5 fehlt zwar die feine Differenzierung und Anpassung an Umgebungsgeräusche, doch für diese Preisklasse ist das Gebotene stark.
Der Transparenzmodus funktioniert ebenso gut. Gespräche lassen sich führen, ohne die Buds herauszunehmen, und auch Durchsagen im Bahnhof sind deutlich zu verstehen. In der App lässt sich einstellen, wie viel Umgebung man durchlassen möchte. Besonders lobenswert: Die Windgeräuschunterdrückung funktioniert in vielen Alltagssituationen überraschend gut – ein typischer Schwachpunkt vieler In-Ears.
Für den Preisbereich unter 130 Euro ist das ANC damit eines der besten am Markt. Gerade für Pendler:innen und Studierende ein echter Pluspunkt.
Akkulaufzeit & Alltagstauglichkeit: Ausdauernd mit kleinen Abstrichen
Im Dauerbetrieb mit aktivem ANC halten die Sony WF-C710N rund 8,5 Stunden durch. Ohne ANC steigt die Laufzeit sogar auf bis zu 12 Stunden. Das ist mehr als solide – die meisten Nutzer:innen kommen damit locker durch e

inen Arbeitstag oder eine Langstrecke im Zug. Das Ladecase bringt noch einmal bis zu 25 Stunden mit, was zusammen über 33 Stunden ergibt. Damit positioniert sich Sony klar über dem Marktdurchschnitt.
Eine Schnellladefunktion sorgt dafür, dass 10 Minuten Laden für rund eine Stunde Musikhören reichen. Auf kabelloses Laden muss man verzichten, was in dieser Preisklasse aber verzeihlich ist. Auch auf USB-C wird gesetzt, was erfreulich ist. Der Druckmechanismus des Ladecase-Verschlusses wirkt etwas altmodisch und braucht Gewöhnung.
Mit IPX4-Zertifizierung sind die Buds gegen Spritzwasser geschützt – perfekt für Sport oder Regenwetter. Die Bluetooth-5.2-Verbindung bleibt im Alltag stabil, Reichweite und Synchronisation gehen auch bei Videos auf YouTube oder Netflix in Ordnung. Für den sportlichen Einsatz fehlen Sensoren für automatische Pausierung beim Herausnehmen, aber das ist eher ein Luxusfeature.
Fazit: Preis-Leistungs-Sieger mit kleinen Schwächen
Sony bringt mit den WF-C710N ein mehr als solides Gesamtpaket für alle, die gutes ANC und Klang im Alltag schätzen, ohne gleich 200 Euro oder mehr ausgeben zu wollen. Sie machen vieles richtig: der Klang ist stark, das ANC für die Preisklasse überraschend gut, und auch beim Tragekomfort gibt es nichts zu meckern.
Kritikpunkte wie das einfache Ladecase, das Fehlen von High-End-Features wie Multipoint oder LDAC fallen im Angesicht des attraktiven Preises kaum ins Gewicht. Vielmehr zeigt Sony, dass es auch in der Mittelklasse klug durchdachte Produkte mit hochwertiger Soundperformance anbieten kann.
Für Musikliebhaber:innen mit begrenztem Budget, Vielfahrer:innen im ÖPNV oder als Zweitmodell für unterwegs sind die WF-C710N eine klare Empfehlung.
Danke an Sony DACH für die Bereitstellung des Testmusters.
Test
Sony WF-C710N
Die Sony WF-C710N bieten starkes ANC, klaren Sound und hohen Komfort – ein echter Geheimtipp unter 130 €
PROS
- Kraftvoller, ausgewogener Klang
- Effektive Geräuschunterdrückung
- Hoher Tragekomfort auch bei langer Nutzung
- Lange Akkulaufzeit
- Gute App-Anbindung mit EQ
CONS
- Kein aptX oder LDAC
- Kein Multipoint
- Case schlicht und nicht kabellos ladbar
- Touch-Steuerung gelegentlich unzuverlässig